Official website
of
HAN MARIE STIEKEMA

 


GRÜNER MANN IN DEUTSCHLAND 1
Wiederentdeckung seiner Wirklichkeit

GRÜNER MANN IN DEUTSCHLAND 2
Grüner Mann Pilgerwege

GRÜNER MANN IN DEUTSCHLAND 3
Das Netzwerk: Orte und Kirchen

GRÜNER MANN IN DEUTSCHLAND 4
Practicalities 1

GRÜNER MANN IN DEUTSCHLAND 5
Practicalities 2

GRÜNER MANN IN DEUTSCHLAND 6
Vertiefung für diejenige die sich engagieren möchten

GRÜNER MANN IN DEUTSCHLAND 7
Fragen & Antworten

 

DER FROHE EINZUG VOM GRÜNEN MANN IN DEUTSCHLAND 1
Urbild der abendländischen Kultur

Wiederentdeckung seiner Wirklichkeit

In 1938 entdeckte Lady Raglan in England einen komischen Männerkopf an der Außenseite einer Kirche. Das Besondere daran war daß dieser Kopf ganz in Blättern gewickelt war. Letztere kamen auch aus seinem Mund. Der Ausdruck seines Gesichtes umschrieb sie als ziemlich traurig.

  Sie wunderte sich wo dieser Kopf herkam. Das erste was Ihr einfiel war daß es womöglich etwas mit den englischen Bräuchen rundum den Maibaum zu tun hat. Bis heute gibt es in England noch verschiedene Feste die aus der tiefen Vergangenheit dort aufbewahrt sind. Sie alle haben mit Fruchtbarkeit zu tun.

Also taufte Lady Raglan ihn "Grüner Mann" als Symbol der Vegetation, die sich jährlich erneuert. Nach Ihrer Veröffentlichung stellte sich heraus, daß es in England unzählige solcher Köpfe gibt. Inzwischen sind das zehntausende! Das Besondere daran ist, daß sie - obwohl deutlich "heidnisch" geprägt - hauptsächlich in und auf Kirchen zu finden sind. Das fing um 1200 an.

Inzwischen haben sich mehrere Autoren bemüht mehr Klarheit in der Sache zu bringen. Zusammengefaßt gibt es die Grüne Männer überall in Europa, ins Besondere in England, Frankreich, Spanien, Portugal, der Benelux, Schweden und.....Deutschland. Es stellt sich inzwischen heraus, daß sie eine sehr lange Tradition haben. Tatsächlich verkörpern sie die alte prehistorische Vegetationsgötter*, etwas was nicht nur im Nahen Osten (Catal Hüyük, Sumerien, Ägypten, Kanaan, Griechenland, Rom), sondern auch bei den Kelten seinen Höhepunkt fand.

* Also zB die Shamane des "Hohlen Felses" bei Schelklingen in Schwaben, wo vor kurzem die älteste MutterGöttinfigur der Welt (40.000 Jahre alt) gefunden worden ist!

Von Anfang an betrachteten die Menschen die Mutter als Mittelpunkt der Schöpfung. Von ihr ging alles aus. Das war ein Geheimnis, denn die Beziehung zwischen Menstruation, Schwangerschaft und Geburt einerseits und Befruchtung andererseits war unbekannt. Außerdem waren dieselben Phänomenen auch in der Natur zu betrachten. Die Nacht war Mutter, der Mond war Mutter und die Erde war Mutter. Alles was sie gebärt, kehrt auch zu ihr zurück. Sie ist das Mysterium des Lebens schlechthin*.

* Inzwischen nehmen seriöse Veröffentlichungen über die Kosmische Mutter als Letztendliche Wirklichkeit auch in Deutschland zu. Nach dem Eranos Jahrbuch 1938 des C.G.Junginstituts: "Vorträge über Gestalt und Kult der "Großen Mutter" folgte das Standardwerk des E.Neumann "Die Große Mutter" in 1974 (Walter Verlag). Das Buch des F.Baumann "Der Kult der Großen Mutter" wurde 1984 von dem BR ausgestrahlt, gefolgt von einer Radiosendung über das gleiche Thema. Von H.Böttcher stammt "Die Große Mutter", 1968 Econ Verlang, während H.Uhlig "Am Anfang war Gott eine Göttin" schrieb (1992 Bastei-Lubbe)

Dies wird "Gesetz des Universums genannt". Kurz definiert heißt es, daß das ganze Leben von "Sterben, Wiedergeburt und Leben" regiert wird*. Ursprünglich war das auf die Kosmische Gebärmutter bezogen. In Ihrer Leere stirbt alles, erneuert sich ständig und ist Teil Ihres Lebensnetzes. In der Mythologie war Sie es die in die Unterwelt hinuntergeht (Inanna) um wiedergeboren zu werden. Später wurde diese Funktion den Männern übertragen.

* Wie heutzutage noch im Hinduismus Realität ist. Auch besteht die Kosmische Mutter dort noch, obwohl jetzt drei männliche Götter (Shiva, Vishnu und Brahma) das Gesetz verkörpern.

So entstanden die "Vegetationsgötter". Sie markierten den Anfang einer langen Tradition von "sterbenden und wiederauferstandenen" Götter. Sie umfaßt Tammuz, Osiris, Baal, Attis, Dionysos und auch......Christus. Sie taten das nicht auf eigene Faust, sondern immer "im Auftrag" der Kosmischen Mutter, die "sie gesandt hatte". Das heißt: jedes Jahr wurden sie aus der dunklen Gebärmutter geboren (Frühling) und kehrten darin zurück (Herbst).   

Diese Weisheit kommt überein mit der tiefstmöglichen spirituellen Einsicht. Nur sehr wenige Mystiker haben das erfahren. Es ist die Erkenntnis, daß das göttliche Licht aus der Dunkelheit hervorkommt, so zu sagen aus ihr geboren wird. Man findet es im Neuplatonismus (Dionysos Areopagita), Meister Eckhart und Johannes vom Kreuz ("Die Dunkelheit gibt mir all das Licht das ich brauche"). "Die Dunkelheit geht dem Licht voraus" (Inskription auf dem Altar im Kathedral von Salerno). Es ist der Kernstück des Buddhismus, wobei die BuddhaNatur aus dem Nichts geboren wird.

  Die Tatsache, daß Christus angeblich Teil dieser Tradition war (und ist) hat die Kirche immer vehement abgewiesen. Ihr Anliegen war Christus als ein Neubeginn das alles Vorherige in den Schatten stellt, vorzustellen. Deswegen hat sie alles getan um alle Spuren die nach der alten (Mutter) Religion führen konnten, auszuwischen. Das ist ihr nicht ganz gelungen. Obwohl die Frauen und die Weiblichkeit zutiefst veketzert wurden, war die Kirche durch das Volk (431, Ephese) gezwungen Maria als "MutterGottes" anzuerkennen. Der erste Schritt: die Wiederherstellung der Kosmischen Mutter war ein Erfolg (obwohl nur mangelhaft). Nun sehnten sich die Menschen nach der Rehabilitation Ihrer Söhne....

Der Kirche war alles daran gelegen die "heidnische" Vorstellungen und Bräuche zu vernichten oder - wenn nicht anderes möglich - in "christlicher" Form - irgendwie zu "integrieren". Sie wußte um die Popularität der Vegetationsgötter. Wie konnte es dann sein, daß sie sie in ihren Kirchen zugelassen haben? War das nicht regelrechter Selbstmord? Im Gegenteil, es war reine Kalkulation! Durch das machen von Zugeständnissen an das Volk, hoffte die Kirche darauf, das die Menschen Christus als überlegener "Nachfolger" der alten Götter akzeptieren konnten. In diesem Sinne soll zB die Aussprache der Hildegard von Bingen - Jesus als "Grüner Mann", womit sie übrigens recht hatte!* - verstanden werden.

* Die Grüne Männer sind nicht Teil des Christentums, sondern umgekehrt: Christus ist ein Teil der alten Tradition. Es ist der Beginn der Versöhnung des Christentums mit seinen Vorgängern. Siehe auch: T. Harpur "Der heidnische Christus" und T.Freke & P.Gandy "The Jesus Mysteries"

Daß sie in den Kirchen erscheinen konnten, war Teil dieser "re-education" Kampagne. Die positive Einstellung der Bildhauer den Grünen Männern gegenüber, wurde dabei in Kauf genommen. Man sollte die Gefühle der Menschen nicht unnötig verletzen.....Letztendlich ging es darum ihre
   Sympathie zu gewinnen. So konnte es sein, daß die verschiedene Grünen Männer überall in Kirchen zu finden sind, daß sie außerdem die umfangreichste menschliche Ausdrucksform in der mittelalterlichen Kunst darstellt. Es variiert von unglaublicher Subtilität und Schönheit bis zu schillernsten Hoffnungslosigkeit und Wut. Ist das ein Faktor ihrer Anziehungskraft? Sind wir heute übrigens - wo der Ernst des globalen Aussichtslosigkeit immer deutlicher wird - nicht in einer vergleichbaren Lage?

Nehmen wir der Dom zu Regensburg als Beispiel. An der Portalseite (West) gibt es einige Grüne Männer die eine ungeheure Kraft und Schönheit ausstrahlen. Sie sind umgeben von üppiger Vegetation. Die Schöpfer haben sich nicht gescheut ihre Vorbilder kompromißlos darzustellen. Zur gleichen Zeit sind die Grüne Manner oft in untergeordneten Positionen aufgestellt. Favorit ist unter den Füßen von Machthabern, die anscheinend eine große Freude daran empfinden. In Nürnberg befindet sich ein Grüner Mann direkt unter der Statue von Christus, letztere triumphiert angeblich wegen seines Sieges. Aber das Entgegengesezte ist auch überall zu finden. Im Münster von Freiburg beweinen viele goldenen! Grüne Männer den Tod Christi, als sei Letztere ein "Glaubensbruder" derselben und nicht umgekehrt

Es wird klar sein: mit den Grünen Männern ist ein unbekannter Schatz "ausgegraben" worden. Sie tauchen auf zu einer Zeit, wo wir ihre Symbolik dringend brauchen. Als Vertreter von "Tod und Wiedergeburt" halten sie uns einen Spiegel vor. Im Gegensatz zu der Lehre der Kirche reicht es heute nicht mehr daß ein "Stellvetreter" für uns stirbt. Wo wir alle unser Ego aufgeblasen haben, sind wir diesmal selber dran. Wir alle sollen "sterben" (Ego) um aufs Neue (als Neues Selbst) wiedergeboren zu werden. Erst dann wird Anhäufung auf den verschiedenen Ebenen des Daseins abgebaut bzw entsteht die so ersehnte Balance innen und außen. Dies als Bedingung für das retten der Erde. Dabei sind die Grüne Männer unser großes Beispiel

Die Älteren haben dabei eine einzigartige Chance zur "Wiedergutmachung". Sind sie es nicht gewesen, die sich kritiklos der materiellen Sucht ergeben haben? Obwohl sie wußten - durch Veröffentlichungen in den letzten 20 Jahren - daß Anhäufung von Geld und Besitz nicht glücklicher macht. Die Erwachsene der heutigen Zeit wissen das auch. Nur stecken sie oft noch voll in der "rat-race" drin. Sie machen sich vor, daß "sie keine andere Wahl haben" als......letztendlich zu verrecken! Denn das ist was ihnen bevorsteht. Sucht also den Vorbild des Grünen Mannes. Macht Pilgerreisen nach den verschiedenen Stätten wo er zu finden ist. Tanke Mut, Weisheit und Kraft und steige aus. Die Jugendlichen zum Schluß haben schon längst entdekt im welchen Zeichen diese Zeit steht. Sie sind dem Verfall am stärksten ausgesetzt. Deswegen müssen sie ihre Angst und Wut ausleben in Videogames voller Gewalt. Mein Rat: werde einen Grünen Mann oder Weise Frau* und setze Deinen Wut in Taten zum Wohle des Ganzen um. Werde fruchtbar!  

* Daß der Grüne Mann hier an erster Stelle steht, hat damit zu tun daß es heutzutage die Männer sind, die an einer (gefährlichen) Identitätsverlust leiden. Die Frauen werden von mir selbstverständlich gleichermaßen geschätzt bzw ihre Probleme anerkannt. Siehe "Weise Frauen"

Zusammenfassend ist der Grüne Mann zuerst das Symbol der Ökologischen Wende. Als der "Gott mit den Blättern", das heißt als Lichtwesen, verkörpert er die Hamonie von Geist und Natur. Er drückt die notwendige Verbundenheit mit dem Ganzen aus. Als solches lädt er alle ein sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Er tut das jedoch nicht alleine. Seine Partnerin ist die Weise Frau. Er schätzt ihre Sensitivität während sie seinen Mut bewundert. Er liegt den Akzent auf "sterben und wiedergeboren werden" weil sie das Lebensnetz, also die Substanz des Lebens verkörpert. Zusammen gehen sie ständig zurück zur Ursprung - zu der Kosmischen Mutter - um sich dort erneuern zu lassen. Dieser Bund zwischen Ursprung und einander schmiedet eine unverwüstbare Einheit. Deswegen werden Grüne Männer und Weise Frauen auch Ursprüngliche ("Originals") genannt.  

Für Deutschland bedeutet dies eine ungeheure Chance ein neues spirituelles, psychologisches, kulturelles und ökologisches Muster bzw Archetypus zu entdecken, entwickeln, praktizieren und feiern. Im Gegensatz zu England und Frankreich ist unsere Erkenntnis neu. Es ist ein Vorteil, daß für uns alles noch frisch ist*. Wir können erstmal rausgehen um die viele Schätze zu entdecken. Spontane Pilgerfahrten zu zahllosen bekannten und unbekannten Orten können in Fahrt kommen. Von Magdeburg bis Feiburg iB, von Köln bis Bamberg, von Marburg bis Markgröningen, von Schweinfurt bis Brandenburg a.d. Havel! Zusammen mit den anderen Ländern können wir einen neuen Impuls - mit globalen Auswirkungen - in die Welt bringen. Eine neue Chance für Europa, von der Benedikt XV! gesagt hat, daß sie "tot" sei.... Wir werden zeigen, daß dies nicht der Fall ist. Der Grüne Mann und die Weise Frau sind dagegen ein Neubeginn auf allen Ebenen der Gesellschaft. 

* Die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs haben sehr viele Grüne Männer zerstört. Kirchen sind oft stark "vereinfacht" wieder aufgebaut worden. In Wirklichkeit hatte es in Deutschland noch viel mehr gegeben als es jetzt schon gibt. Lassen wir uns jetzt bemühen um die Erhaltung aller Grünen Männer in Deutschland!

Nächst
PILGERWEGE DEUTSCHLAND  2      

DIE VERSCHIEDENEN SEITEN "DES FROHEN EINZUGS"
(TEXT UND FOTO'S) SIND EINE INITIATIVE ZUR
ERNEUERUNG DER KULTUR

Unabhängig, zum Allgemeinnutzen,ausdrücklich auch  zur Förderung des interreligiösen Dialogs
(Nicht-kommerziell, nicht konfessionell, nicht-sektarisch, kostenlos einem jeden zur Verfügung gestellt)

Zurück

1997-2009 © Copyright Han Marie Stiekema. All rights reserved.
Everyone may use this website as a source of inspiration. However, since it
is freely given, no-one can claim, copy or derive any text, rights,
position or status from this website.

Last revising: 12/23/09